„Zweitzeugengespräch“

mit Péter Füzi und den Schülern des Gymnasiums Gleichense Ohrdruf

Am Montag, dem 22.April 2024 lud das Gymnasium Gleichense in Kooperation mit Dr. Christoph Mauny der Weimarer Mal –  und Zeichenschule und den Arolsen Archives zu einer Begegnung von Schülern der 11. Klasse und Péter Füzi ein, dem Enkel eines ehemaligen Häftlings im KZ Ohrdruf. Er erzählte die Geschichte seiner Familie und von seiner ganz persönlichen Suche nach dem verschollenen Opa Benedek Satori aus Budapest, Ungarn.

Neben Dr. Christoph Mauny, Vertretern der Arolsen Archives und Kunstlehrerin Saskia Benger- Neumann, als Koordinatorin der Zusammenarbeit, waren Direktor Stephan Marschner, die Fachschaft Geschichte sowie als Ehrengast der Schirmherr des Projektes „Erinnerungslücke KZ Ohrdruf“ und Oberbürgermeister der Stadt Ohrdruf Herr Schambach anwesend.

Sichtlich ergriffen von der Tragik der Familiengeschichte gelang es den Schülern doch in ein auf Englisch geführtes Gespräch mit Herrn Füzi zu kommen. Nachdenklich stimmte die Tatsache, dass seine Mutter erst kürzlich über 90zig jährig in Ungewissheit über den Verbleib Benedek Satoris starb.  Die Ungewissheit, sagt Peter Füzi, ist das Schlimmste. Es bewegte ihn schließlich dazu, Nachforschungen anzugehen. Niemals hatte Peter Füzi seinen Opa hier in Ohrdruf vermutet. Naheliegend waren Wiener Neustadt oder Mauthausen in Österreich. Dass Peter Füzi heute hier als Nachfahre eines im KZ Ohrdruf geschundenen Menschen mit Schülern spricht, ist eine Erfolgsgeschichte des Projektes „#everynamecounts“ der Arolsen Archives. Dieses digitale Denkmal erlaubte ihm den Zugriff auf bereits digitalisierte Dokumente der Kriegs- und Nachkriegsjahre, und er wurde endlich fündig. Benedek Satori hat einen Eintrag in den Archiven, der auf eine alternative Schreibweise verweist mit wiederum drei Einträgen. Daraus geht hervor, dass Benedek Schatorl, geboren am 16.02.1897 im Januar 1945 als politischer, ungarischer Jude eingeliefert wurde und im Lager SIII (Ohrdruf) mit der Nummer 106.116 geführt wurde. Ebenfalls auf diesen Dokumenten befindet sich ein Stempel mit dem Vermerk „verstorben“. Die Familie von Peter Füzi hat nun Gewissheit und für ihn die Suche ein Ende. Dennoch treibt ihn das Schicksal seines Opas und das der tausenden Insassen um und er möchte helfen, die Erinnerung wach zu halten. Eindringlich erklärt er „Es geht nicht nur um meinen Opa, es geht nicht nur um Juden, es geht um Menschlichkeit“. Auf die Frage, was er der heutigen Generation ans Herz legen möchte, entgegnet er „Das darf nicht vergessen werden. Wir dürfen nicht vergessen“.