Vielen Dank Volker Rühl

Nicht, was er mit seiner Arbeit erwirbt, ist der eigentliche Lohn des Menschen, sondern, was er durch sie wird.

Volker Rühl studierte von 1974 bis 1978 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena Lehramt für Deutsch und Geschichte. Die nächsten drei Jahre war er als Lehrer an der Polytechnischen Oberschule in Luisenthal tätig. 1981 ging er an die Pädagogische Hochschule nach Erfurt, wo er 1984 seinen Doktor für Pädagogik verteidigte.

Als ihm daraufhin die Möglichkeit angeboten wurde, in die Sowjetunion zu gehen, da entschied sich Volker Rühl für ein Deutsch – Lektorat als Fremdsprache in Riga.

1986 kam er in die DDR zurück und arbeitete ein Jahr an der POS Karl Liebknecht in Gotha. Seit 1987 war seine Stammschule Ohrdruf, damals noch Polytechnische Oberschule Buchtujew.

Im August 1991 wurde Dr. Rühl Direktor des neu gegründeten Gymnasiums Gleichense.

1991 bestand das Kollegium schon aus 30 Kollegen, 475 Schülern, dreizügig bis zur 10. Klasse.

Das Trinitatisgebäude beherbergte bis 1997 zusätzlich die Grundschule. 1993 kam die Außenstelle in Luisenthal bis 2006 mit dazu. Damals mussten die Lehrer manchmal in einer halben Stunde die Orte wechseln und aufpassen, dass sie unterwegs nicht geblitzt wurden.

Wenn man alles zusammenrechnet, hat Volker Rühl also 30einhalb Dienstjahre als Schulleiter geschafft, die POS dazu addiert, 31 Jahre. Damit reiht er sich in die Schulleiterliste des Gymnasiums ganz gut ein. Okay einen Dr. Krügelstein, der von 1798-1849 Direktor des Gymnasiums war und damit 52 Jahre als Schulleiter verbrachte, das ist ja wahrscheinlich auch nicht zu toppen. Allerdings Georg Christian Conradi 35 Jahre, Dr. Paul Langer 38 Jahre und August Winzer 30 Jahre stimmen doch versöhnlicher.

Keine Rede und sei sie noch so gut, wird es schaffen, 30 Jahre eines Lebensabschnittes komplett darzustellen, 30 Jahre Emotionen, alle Höhen und Tiefen, alle Gedanken, die einem auch am Wochenende oder nachts durch den Kopf gehen, wie machst du`s besser, wie löst du das Problem, wie sagst du es den Kollegen, wie erklärst du es den Eltern.

An die schönen Momente erinnert man sich sofort, das Sommermärchen Fußball-WM 2006 und die zugehörige Mini-WM vor den Sommerferien in Gotha, wir waren Italien. Faschingsfeiern, zahlreiche Weihnachtskonzerte, viele schöne Abiturfeiern mit über 1500 erfolgreichen Abiturienten.

Aber es gab leider auch andere, Busunglück bei Luisenthal am Schaltjahrtag, 29. Februar 2000,

vier Bombendrohungen, Kollegen, die nicht mehr unter uns sind, auch Schüler und die drohende Schulschließung, die wir im September 2006 als erstes aus der Zeitung erfahren mussten.

Es heißt, alle Menschen lassen ein wenig von sich selbst zurück, wenn sie gehen.

Dr. Rühl lässt Werte zurück, Werte, die es gilt, weiter hochzuhalten.

Das Verhältnis zwischen Schülern, Eltern und Lehrern ist der Grundpfeiler einer funktionierenden Schulgemeinschaft.

Seine regelmäßigen Informationsschreiben für uns Lehrer und für die Eltern schätzten die Coronalage realistisch ein. Sie enthielten immer Worte, die motivierten, aber auch zum Nachdenken anregen sollten.

„Die Basis für eine erhoffte Überwindung der Coronawelle liegt dabei auch weiter in einem vertrauensvollen und wertschätzenden Miteinander. Darauf hoffe ich auch im Januar. Herzlichen Dank dafür. Unsere gesellschaftliche Realität lässt jedoch manche Zweifel aufkommen, ob dies jeder so sieht und wo er seine Freiheit in einer demokratischen Gesellschaft angemessen wiederfindet. In unserer Schulgemeinde wünsche ich mir, dass dies so ist und sich jeder Einzelne integriert fühlt und sich für deren gedeihliche Weiterentwicklung engagiert.“

So, seine eigenen Worte in den Weihnachtswünschen.

Wenn man selbst Mitglied der Schulleitung ist, wird man sich erst einmal deutlicher der Fülle und vor allem der Komplexität der Aufgaben bewusst und dass diese nicht so leicht zu lösen sind.

Deine Kollegen haben die Art, wie du dich ausgedrückt hast, oft bewundert. Formulierungen zu finden, jemanden Entscheidungen zu überbringen, auch wenn sie nicht positiv sind, Abordnungen, Aufgabenübertragungen, abgesagte Weihnachtskonzerte oder andere unangenehme Themen, wie Kritiken an Abitur- oder Klausurnoten, die Beamtenbeurteilungen – das ist nicht leicht, vor allem für Jemanden, der mit dem Herz dabei ist.

Wie Angela Merkel in ihrer Abschiedsrede sagte: Demut vor dem Amt, Dankbarkeit und Vertrauen sind das wichtigste Kapital.

Den Grad zwischen Wertschätzung und Autorität zu finden, ist nur eine Aufgabe für eine Führungskraft, vielleicht aber sogar die entscheidende, die ihn als Tyrann oder als Mensch dastehen lässt.

Johannes Örding schreibt in einem seiner Lieder:

Wir wissen alles überall, doch viel zu wenig über uns, und dieses bisschen wird dann noch geteilt, was einmal echt war, ist jetzt kalt, heute künstlich, früher Kunst,

wer Grenzen nicht bemerkt, geht oft zu weit,

man kann viel klarer hören und sehen, wenn die Welt nicht so laut blinkt,

viel besser fühlen und verstehen,

komm lasst uns mal wieder`n bisschen miteinander reden und die Köpfe wieder hochnehmen,

in diesem kalten Lichtermeer, wenn überall immer alles geht, ist der Moment nichts mehr wert.

 

Ich wünsche uns allen, dass wir weiterhin schöne Momente in dieser Schulgemeinschaft erleben, Momente an denen Dr. Volker Rühl sehr oft federführend mitgewirkt hat.

In diesem Sinne wünschen wir Kollegen viel Gesundheit. Genießen Sie die Zeit ohne Schule.

 

Jan Gentzen,

Stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums Gleichense,

Januar 2022

 

Hier einige Impressionen von der Verabschiedung durch Schüler und Lehrer.