Kunst am Bauwerk: Schüler der 10. Klasse arbeiten mit Lehm und Kalk als Basis für dekorative Malereien
In den vergangenen Wochen war es unruhig am Gymnasium Gleichense in Ohrdruf. Big Bags voll Lehm wurden geliefert, Gipskarton Platten wurden von Schülern ins Gebäude getragen und der Mischer war zu hören. Im Kunstraum ging es wild zu denn die Arbeit mit Lehm hinterlässt Spuren.
Im Rahmen des Themenbereiches Architektur im Fach Kunst beschäftigten sich die Schüler mit Gebäuden des Jugendstil, mit ökologischem Bauen und der Erhaltung historischer Bausubstanz. Die Gebäude bieten nicht nur einen Blick auf Architektur und Bauphysik sondern ebenso auf den historischen Kontext der Entstehungszeit. Die Gestaltung der Decken und Wände mit Stuck und Malereien waren eine Stilgebende künstlerische Arbeit der damaligen Zeit.
Die Schüler der 10. Klassen wurden für Materialien und deren Nachhaltigkeit sensibilisiert und erfuhren deren Vorteile für ein gesundes Wohnen in einem Workshop mit Tobias Schönemann, Lehmbaumeister und Zimmermann aus Bad Tabarz. Im Anschluss konnten sie die Arbeit mit Lehmputz an einem Werkstück erproben. Sie brachten sowohl einen Grob- als auch einen Feinputz auf eine Trägerplatte auf und glätteten diese. Hier konnten die Schüler unterschiedliche Putzeigenschaften erproben und Sumpfkalk und Pigmente beimischen sowie die Eigenschaften der Kellen testen.
Nun folgte eine konzentrierte und stille Phase im Projekt. Dekormaler Stefan Klein aus Friedrichroda zeigte die Arbeit eines Kunstmalers, wie sie in Jugendstil Gebäuden in Form von Decken- oder Wandmalereien Anwendung fand. Schließlich schufen sie selbst mit Hilfe ihrer Lehrerin S. Benger- Neumann eine ornamentale Malvorlage, die in gelernter Technik auf die Platten übertragen wurde, um sie dann mit selbst angerührten Farben auszugestalten. Das praktische Projekt ermöglichte ihnen eigene künstlerische Ideen einzubringen. Schließlich erfuhren sie wie man mit Ölen und Seifen diese Flächen nicht nur veredeln kann, sondern auch widerstandsfähiger für die Anwendung am Baudenkmal macht.
Das Projekt wurde mit Fördermitteln der LKJ als „Kunstgeld“ für ein Vorhaben im Rahmen der Maßnahme „Kulturelle Bildungsangebote für allgemein bildende Thüringer Schulen durch Kulturvernetzung und Kulturagenten in Thüringen“, geführt unter dem Titel „Kulturagent*innen Thüringen“, unterstützt.
Es entstanden inspirierende Werke auf Platten, die erahnen lassen, wie beeindruckend auch Schüler Kunstwerke an Wänden oder Decken erschaffen können. Vielleicht haben sie irgendwann den Mut, ihre Wände mit Lehm und Kalk zu gestalten.